…und das kann man gleich auf zwei verschiedene Weisen verstehen: zum einen hat es hier in Kinshasa fast jeden Tag 30°C oder mehr – da freue ich mich schon auf die kurze kühlere Trockenzeit, die im Mai beginnt! Zum anderen ist die politische Lage angespannt, und es passiert schon mal, dass ich ein paar Tage nicht aus dem Haus kann, weil in der Stadt Demonstrationen oder Aufstände angesagt sind.
Seit Januar wohne und lebe ich nun in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Vieles ist so ganz anders als ich es aus Deutschland kenne und manches kam anders als ich es erwartet hatte. Das fängt beim kongolesischen Essen an – für mich als Vegetarierin eine echte Herausforderung, weil Gästen immer das beste und größte Stück Fleisch angeboten wird – und geht weiter beim Autofahren. Die Autos in dieser Megastadt (Kinshasa hat 10-13 Mio. Einwohner) fahren kreuz und quer: Ampeln gibt es kaum und die wenigen Verkehrspolizisten haben es wirklich nicht leicht, die immense Menge an Autos, Bussen und Motorrädern zu bändigen. Auch was meine Wohnsituation betrifft wurde ich überrascht: ich wohne nun doch nicht in einer WG sondern alleine. Das finde ich mittlerweile aber echt schön, denn ich fühle mich in meiner Wohnung wohl und habe nette Nachbarn. Bald zieht wahrscheinlich eine amerikanische Missionarin für drei Monate bei mir ein, worauf ich mich schon freue!
Ich arbeite in dem Dachverband der evangelischen Kirchen (Eglise du Christ au Congo) und unser Büro betreut die 663 Schulen und Kindergärten unseres Verbandes in Kinshasa. Meine Arbeit besteht derzeit vor allem aus zuhören, beobachten und Fragen stellen. Ziel ist es zunächst, Seminare für die Lehrkräfte unseres Gemeindeverbandes zu konzipieren und umzusetzen. Seit ca. sechs Wochen habe ich nun schon viele Schulen und Unterrichtsstunden besucht um zu verstehen, wie die Lehrer hier ihren Unterricht gestalten, wie sie sich vorbereiten, welche Materialien sie haben und wie das ganze Schulsystem überhaupt aufgebaut ist. Hierbei wurde ich schon des Öfteren überrascht. Ich war zum Beispiel in einer Schule, in der es weder Fenster noch Türen gab. In einer anderen Schule kamen viele Kinder ohne Rucksack oder Ranzen, weil sie kein Geld für Hefte und Bücher haben. Da die Lehrer im Kongo absolut unterbezahlt sind (sie verdienen weniger als ein Nachtwächter oder eine Putzhilfe – wenn sie vom Staat überhaupt bezahlt werden), fehlt es ihnen verständlicher Weise oft an Motivation, ihrer Arbeit mit großem Einsatz nachzugehen. Das stellt mich und meine Arbeit natürlich auch vor ganz besondere Herausforderungen!
Mein Eindruck ist, dass es hier nicht nur im schulischen Bereich viel zu tun gibt, denn die Menschen im Kongo sind sehr hoffnungslos, was die Zukunft des Landes betrifft. Das hängt vor allem mit der schwierigen politischen Lage in den meisten Provinzen des Landes und der wirtschaftlichen Ausbeutung durch viele westliche Firmen und Länder zusammen. Ich mache mir nichts vor, denn ich glaube nicht, dass ich hier alles verändern und umkrempeln kann, aber dennoch bin ich sicher, dass durch mich Einzelne ermutigt werden können und ich im Kleinen Gottes Licht in dieses Land tragen kann. Es macht mir Mut zu wissen, dass Gott dieses Land und die Menschen liebt. Was mich außerdem bestärkt: zu sehen, wie meine Kollegen und Bekannten trotz aller Widrigkeiten ihren Glauben leben und auf den HERRN vertrauen!
Susanne Mandalka