Seit gestern befinden wir uns in der Karwoche. In diesen sieben Tagen vor Ostern denken Christen an die Passion, den Leidensweg Jesu bis zu seinem Tod am Kreuz. Für mich ist diese Woche eine ganz besondere:
Am Tag vor seiner Kreuzigung, am Gründonnerstag, haben die Jünger mit Jesus das Passahmahl gefeiert. Doch dieses Mal war etwas neu: Jesus hat Brot und Wein in diesem letzten Mahl als Zeichen seiner Liebe zu den Jüngern gedeutet. „ Das sind mein Leib und mein Blut“, hat er gesagt, „die ich hingebe, damit Eure Sünden vergeben werden.“
Deshalb feiern viele Christen am Gründonnerstag das Abendmahl. In unserer Gemeinde erinnern wir uns dabei auch an die sogenannte Fußwaschung. Bevor Jesus mit seinen Jüngern das letzte Mahl feierte, hat er ihnen die Füße gewaschen. Durch diese Handlung sollten sie begreifen, dass es ihre Aufgabe ist einander und der Welt zu dienen.
Am Karfreitag steht in den Gottesdiensten der Tod Jesu am Kreuz im Mittelpunkt. Es sind stille Gottesdienste, geprägt durch die Erkenntnis unserer Schuld und der tiefen Dankbarkeit unserer Erlösung durch den Tod Jesu. In vielen Gemeinden wird dieser Gottesdienst um 15.00 Uhr, zur Todesstunde Jesu, gefeiert.
Am späten Samstagabend beziehungsweise am frühen Sonntagmorgen laden die Gemeinden dann zur Osternacht ein.
In unserer Gemeinde treffen wir uns eine Stunde vor Mitternacht an einem Feuer vor der Kirche. Das erinnert uns daran, dass der Apostel Petrus nach der Verhaftung Jesu an einem Feuer stand. Aus Angst, selbst verhaftet zu werden, hat er geleugnet, Jesus zu kennen. Wir bleiben einige Zeit am Feuer stehen – dann wird die Leugnung in einer Spielszene hörbar. – Du warst doch auch mit diesem Jesus unterwegs! Nein! Ich kenne ihn nicht!
Danach gehen wir im Gemeindehaus Schritt für Schritt den Leidensweg Jesu nach. Künstler haben uns die einzelnen Stationen vorbereitet und das Leiden bildhaft sichtbar gemacht. Wir hören dabei Bibeltexte, beten und singen miteinander.
Einige Minuten vor Mitternacht stehen wir dann vor der letzten Station: dem Grab Jesu. Es ist still und dunkel im Raum. Um Mitternacht wird dann der Stein vor dem Grab weggerollt. Dahinter sehen wir ein Licht. Als Gemeinde singen wir in diesem Moment ein jubelndes Halleluja und feiern die Auferstehung unseres Herrn. Jesus ist auferstanden! Jesus lebt!
In dieser fröhlichen Stimmung gehen wir dann nach Hause und treffen uns am frühen Morgen wieder zum Osterfrühstück und einem jubelnden Ostergottesdienst.
Joachim Hipfel